Er ist noch nicht vor dem Trainingsgelände angekommen, da ist das Hallo schon riesengroß. Er hat noch nicht mal Platz auf der Bank genommen, da kommen schon Kuchen und Waffel. „Mit Sahne?“ „Nein, aber mit Gabel.“ „Hamwa nicht, aber eine Serviette.“ „Auch nicht schlimm.“

Friedel Wilkat. Das Urgestein der VfB-Boxer. 81 und kein bisschen mundfaul. Spritzig-witzig – humorvoll und unterhaltsam. Am Wochenende verstarb der langjährige VfB-Athlet. Ruhe in Frieden – und viel Kraft für die Familie.

Der alte Mann und der Ring: Seit 1959 war er Mitglied im heutigen VfB Hüls. „Ein Kollege hat mich damals zum Boxen mitgenommen“, erinnerte sich Friedel Wilkat bei unserem letzten Gespräch fürs VfB-Magazin, das zum 75. Jubiläum im kommenden Jahr erscheinen wird. Obwohl er nach dem ersten Training etwas mitgenommen aussah, ist er dabeigeblieben und hat sich durchgeboxt.

Senioren-Mittelgewicht bis 75 Kilo. „Gewinnen war toll“, lachte der Dorstener, den auch der Nachwuchs der VfB-Faustkämpfer wie einen bunten Hund kannte. Bezirksmeister, Endrunde Westfalenmeisterschaft, Bundesliga mit Wattenscheid.

Daran erinnerte er sich besonders gern: „Wir hatten einen ganz tollen Wettkampf in Luxemburg – mit allen elf Klassen. Das war für uns damals ein Spaß ohne Grenzen.“

Den ersten ganz großen Trip verpasste Wilkat: „Ich sollte mit der Westfalenauswahl nach Moskau. Ein Arbeitsunfall sorgte leider für den Ko. neben dem Ring.“

1981 wurde er Trainer. „Ich wollte Spaß und Erfahrung an die jungen Boxer weitergeben“, erzählte Friedel Wilkat, der auch den heutigen Box-Boss unter seinen Fittichen hatte: „Peter Niski wusste überhaupt nicht, wie gut er war. Er war einfach klasse!“

Das Attribut hielt er für den Chef auch heute noch bereit: „Peter bereitet sich eine Freude, indem er anderen eine Freude bereitet. Er geht in seinem sportlichen Werken voll auf.“

Friedel Wilkat wusste, worüber er sprach. Er war regelmäßig an der Sporthalle Wiesenstraße, um den Männern und Frauen, Jungen und Mädchen beim Training zuzuschauen.

Und um zu schnacken. Und zu essen. Auch ohne Sahne und ohne Gabel.

Seit drei Jahren war er VfB-Rentner. Nach 60 Jahren Vereinstätigkeit, darunter 15 Jahre lang Vorsitzender bei den Boxern und zuletzt sechs Jahre Vizepräsident des Vereins, ging für Friedel Wilkat schon aufgrund der Knie nichts mehr.

„Das war‘s jetzt“, meinte Wilkat, der bei seinem Abschied im Rahmen der Delegiertenversammlung mit der goldenen Ehrennadel bestückt und frenetisch gefeiert wurde. Nicht nur von den Boxern.

Friedel Wilkat ist tot. Ein großer Verlust nicht nur für seine Familie. Auch der VfB trauert.