„2018 war bis kurz vor dem Jahresende für den VfB Hüls aus rein sportlicher und finanzieller Hinsicht zufriedenstellend“, bilanzierte Hauptgeschäftsführer Friedhelm Zachau im Rahmen der Delegiertenversammlung. „Wir haben schöne sportliche Erfolge gefeiert, und auch wirtschaftlich wurde in den Abteilungen sehr gut und verantwortungsvoll gearbeitet.“
Äußere Einflüsse sorgten allerdings für dicke Sorgenfalten. Der Hockeyplatz wurde aufgrund gravierender Mängel des Kunstrasenspielfeldes gesperrt, so dass die Oberligaspiele in Buer ausgetragen wurden. „Weder bei Evonik noch bei den Verwaltungsstellen der Stadt Marl fanden wir Unterstützer“, bedauerte Zachau. „Wir kämpfen ungebremst weiter um diesen erforderlichen Platz, da ansonsten der Hockeysport in unserem Verein und damit in der Stadt zu Ende gehen könnte.“
Als letzte Hoffnung gilt ein neu aufgelegtes Förderprogramm der Landesregierung „Moderne Sportstätte 2022“. „Hier werden wir in Verbindung mit Evonik sowie dem Landes- und Kreissportbund versuchen, die Wende zu schaffen.“
Nackenschlag kurz vor Weihnachten
Der nächste Nackenschlag folgte kurz vor Weihnachten mit der Ankündigung von Evonik, die Spenden zu halbieren. „Unterstützungen für Jugendfahrten, Kostenerstattungen für Sportler an nationalen Meisterschaften oder Finanzhilfen bei der Beschaffung von neuen Sportgeräten wie Hantelscheiben, einem Boot (wie der auf „Auguste Victoria“ getaufte Gig-Vierer) oder bei Sportbekleidung fallen momentan ebenso weg wie erforderliche Unterstützungen bei der Ausbildung von Trainern und Vorständen.“
Zachau befürchtet, dass viele junge Menschen den Verein verlassen werden, vor allem im Fußball. „Und sollte es uns nicht gelingen, den Kunstrasen auf dem Hockeyplatz zu erneuern, ist davon auszugehen, dass weitere 150 junge Sportler abwandern werden. Das könnte den VfB Hüls so erschüttern, dass die Existenz des Vereins gefährdet ist.“
Es höre sich nicht nur dramatisch an: „Es ist dramatisch! Ich kann die vielen Sonntagsreden nicht mehr hören, in denen der Verein und unsere Arbeit als vorbildlich dargestellt werden. Die Politiker unserer Stadt haben uns im Stich gelassen und verweisen auf Evonik. Sie vergessen allerdings, dass das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren über zehn Millionen Euro in eine neue Sporthalle und eine Kindertagesstätte gesteckt haben.“ Die Hoffnungen des Geschäftsführers beruhen im Moment auf Landespolitiker der CDU, „die sich für uns engagieren wollen“.
Zahlreiche sportliche Höhepunkte
In sportlicher Hinsicht hingegen lief es mehr als erfreulich. Die Fußball-Senioren stiegen – ohne finanzielle Drahtseilakte – nach einem dramatischen Saisonfinale als Bezirksliga-Meister in die Landesliga auf (die Hoffnung, die Klasse zu halten, bleibt). Die Fußballjugend, die bislang 15 Teams von der G bis zur A auf den Platz bringt, hat den unaufhaltsam aussehenden Absturz aller Mannschaften abgefangen. „Wir gehen davon aus, dass in der neuen Saison alle Jugendmannschaften überkreislich spielen werden.“ Erfreulich auch: Im Sommer wird erstmals eine weibliche U 17 um Punkte antreten.
Die Hockeyabteilung hat sich trotz aller Widrigkeiten bestens verkauft. Die Seniorenmannschaft, fast ausschließlich aus der eigenen Jugend hervorgegangen, hat eine überragende Hallensaison in der Oberliga gespielt und war am letzten Spieltag noch bis kurz nach der Halbzeit auf Titelkurs. Der Nachwuchs feierte einige tolle Erfolge, und in der neuen Feldsaison wird nach langer Zeit wieder ein Juniorinnenteam auf dem Kunstrasen stehen.
Auch die Gewichtheber waren top. Der VfB konnte nach langer Unterbrechung mit Jörg Kasparek (Foto) sogar wieder einen Deutschen Meister im Kraftsport beglückwünschen.
Die Ruderer haben noch eins draufgelegt: Mit Jason Osborne, der sich bis zu seinem 18. Lebensjahr für den VfB am Riemen gerissen hat, wurde in Plovdiv Weltmeister im Leichtgewichtseiner und peilt nun im olympischen Zweier Tokio 2020 an.
Mit Spaß und dem erforderlichen Ernst
Dickes Lob hatte Zachau auch für Abteilungen parat, „die im Moment nicht durch nationale oder internationale Meister hervorstechen, sondern einfach durch hervorragende Arbeit an Sport treibenden Menschen überzeugen“. In der Gymnastikabteilung werde durch Vorstand, Trainer und weitere Ehrenamtliche das umgesetzt, „was man als altersgerechten Sport bezeichnet“. Hier würden mit Spaß und dem erforderlichen Ernst Körperertüchtigung bis in hohe Alter umgesetzt.
Herausragend Arbeit leiste auch die Boxabteilung: „Peter Niski integriert seine Sportler aus aller Herren Länder in einer einzigartigen Weise. Hart aber herzlich. Mit Disziplin und Ordnung, sehr viel Sachverstand und Verantwortungsbewusstsein.“
Abschließend bedankte sich Friedhelm Zachau bei den Evonik-Mitarbeitern von Kultur und Sport für deren Hilfe. „Auch danke ich der Unternehmensleitung von Evonik und der Standortleitung in Marl für die immer noch gewährten Spenden sehr herzlich.“
Wertschätzung und Respekt
Der Dank des VfB-Präsidenten richtete sich ausschließlich nach innen: „Ohne euch“, wandte sich Dieter Peters an die anwesenden Ehrenamtlichen, „ohne euch würden zahlreiche gute Dienste entfallen. Mit euch und dem Verständnis eurer Partnerinnen und Partner, die viele, viele Stunden auf euch verzichten müssen, bleiben wir konkurrenzfähig und anerkannte Partner auf kommunaler Ebene.“
Wertschätzung und Respekt seien zwei der wichtigsten Grundvoraussetzung für ein Zusammenleben. „Das gilt auch für das Vereinsleben“, betonte Peters, der an alle appellierte, weitere Sportbegeisterte zu finden, die Verantwortung tragen möchten. „Wir müssen in allen Bereichen dringend verjüngen“, weiß der Präsident. „Helft uns, damit der VfB auf Dauer überlebensfähig bleibt!“
Wahlen standen diesmal nicht auf dem Programm. einen Wechsel gab es dennoch im sechsköpfigen Beirat. Für den zurückgetretenen Ralf Hermann gesellt sich nun Karlheinz Völkel zu Horst Darmstädter, Michael Hoffmann, Dr. Hartmut Müller Dr. Klaus Schneemann und Anke Strüber-Hummelt.
Ehrung, wem Ehrung gebührt: VfB-Präsident Dieter Peters (links) nadelte den langjährigen VfB-Boss Horst Darmstädter für 70-jährige sowie Lisbeth Kaufmann und Edeltraud Piduhn aus der Gymnastikabteilung für 50-jährige Vereinszugehörigkeit. Sehr zur Freude auch des Gymnastik-Vorsitzenden Manfred Vosdellen. Foto: Sebastian Schneider