Andrea Milz, NRW-Staatssekretärin für Sport und Ehrenamt, hat dem VfB 48/64 Hüls nachträglich ein ganz dickes, wunderbares Osterei ins Nest gelegt: „Ich freue mich, dass wir mit den nun erteilten Förderentscheidungen unseren Vereinen tatkräftig unter die Arme greifen können. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, einen spürbaren Beitrag zur Modernisierung unserer Sportstätten in Nordrhein-Westfalen zu leisten. Dies ist uns mit diesem Förderprogramm gelungen. Nun können wir den Sanierungsstau deutlich reduzieren.“ Drei Sätze, die für die Hockeyabteilung des VfB Hüls die Rettung bedeuten. Geld, das der VfB dringend benötigt, um den Hockeyplatz im Evonik-Sportpark zu sanieren.

„Damit ist gewährleistet, dass auch in den nächsten Jahren hochklassiger Hockeysport am Badeweiher zu sehen sein wird“, freut sich Präsident Dieter Peters, der neben dem Land, der Stadt, Bürgermeister Werner Arndt, dem Stadtsportverband und Evonik vor allem seinem scheidenden Geschäftsführer Friedhelm Zachau dankt, der sich das Projekt zur Herzensangelegenheit gemacht hat und nun mit dem Schreiben aus Düsseldorf für seine unermüdliche Hartnäckigkeit belohnt wurde.

Wie viele Klinken er geputzt hat, weiß Zachau nicht mehr. Klar aber ist, dass das Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ der allerletzte Strohhalm war, um den Sportbetrieb der Krummschlägerinnen und -schläger auf hohem Niveau aufrecht zu erhalten. Die Planungen laufen bereits auf Hochtouren, jetzt geht es schnell an die Umsetzung. "Wir haben die Hoffnung nie aufgegeben", sagt Friedhelm Zachau.

Die Hockeyabteilung war wegen des baufälligen Kunstrasens in ihrer Existenz bedroht. Der mittlerweile 22 Jahre alte Untergrund ist am Ende seiner Nutzungsdauer angelangt. Schäden führten 2018 schon zu einer Sperrung der Sportanlage für den Meisterschaftsspielbetrieb durch den Deutschen Hockey-Bund.

Die durchgeführte Reparatur sicherte zwar aktuell den Spielbetrieb, war aber allenfalls als kurzfristige Problemlinderung zu betrachten. Nach erfolglosen Gesprächen über kurz- und mittelfristig verfügbare Alternativstandorte sowie über Finanzierungsmodelle setzte der VfB 48/64 Hüls zuletzt alles daran, in Eigenregie mit Unterstützung durch die öffentliche Hand die Hockeyanlage zu sanieren. 

An dem Projekt beteiligen sich alle Mitglieder des VfB. Über eine Umlage leisten alle Vereinsmitglieder, also auch der Abteilungen Fußball, Rudern, Boxen, Schwerathletik und Gymnastik, ihren Beitrag. Die Hockeyabteilung wird darüber hinaus einen signifikant höheren Beitrag aufbringen. „Diese Umlage ist im Bereich des maximal Leistbaren, um auch langfristig für Familien aus weniger guten wirtschaftlichen Verhältnissen ein attraktiver Verein zu bleiben“, betont Dieter Peters.

Die gesamte Eigenleistung, die durch Spenden und eine Beteiligung aller Mitglieder zur mittelfristigen Tilgung des Darlehens dargestellt wird, beläuft sich auf die im Förderprogramm „Moderne Sportstätte 2022“ geforderten 15 Prozent.

Der neue Nutzungsvertrag sieht vor, dass der Hockeyplatz auch für den Schulsport der Marler Schulen genutzt werden könnte. Mögliche Modelle sind externe Sportstunden oder Sport AG, die von den VfB-Trainern durchgeführt werden. 

Historie

Als am 8. Dezember 1952 unter der Leitung des damaligen 1. Vorsitzenden Dr. Weichert elf Hockeyverrückte die zweite Abteilung des VfR 48 Hüls gründeten, hätten sich die Anwesenden wohl kaum träumen lassen, wie sich ihre Sportart in den kommenden 68 Jahren verändern würde. Aus der einstmals recht behäbigen auf Asche- und Rasenplätzen ausgeübten Sportart ist eine der schnellsten Landsportarten geworden.

Mit der Sportart hat sich auch die Abteilung verändert. Aus dem VfR 48 Hüls wurde der VfB 48/64 Hüls e.V.. Die Hockeyer feierten schnell erste Erfolge und konnten sich in den 70er-Jahren in der zweithöchsten deutschen Spielklasse etablieren. Seit dieser Zeit werden in Marl immer wieder Talente entdeckt und ausgebildet, die später als Nationalspieler und Nationaltrainer sowie internationale Schiedsrichter die Hockeywelt bereichern. 

Mit dem Bau des Kunstrasens 1997 machte sich eine Aufbruchsstimmung breit, die bis weit nach 2010 anhielt. Die Hockeyabteilung wuchs und kann viele sportliche und gesellschaftliche Erfolge vorweisen. 

Die gute Ausbildung von Kindern und Jugendlichen wurde stets beibehalten. Aktuell entstammen ein amtierender Bundestrainer, ein FIH-Mastercoach, mehrere Bundesligaschiedsrichter (alle mit Länderspielerfahrung), ein Seniorennationalspieler (M40) und Regionalligaspieler dem VfB Hüls. Zudem wurden in den letzten Jahren bereits zwei Mitglieder der Hockeyabteilung als „Person des Sports“ für ihre Leistungen für den Marler Sport von der Stadt ausgezeichnet.

Hockey beim VfB Hüls ist geprägt von großem Engagement auf breiter Ebene. Der Vorstand, die Trainer und Betreuer animieren die jugendlichen Mitglieder, sich zu beteiligen. Schon im jungen Alter sammeln Vereinsmitglieder Erfahrungen als Trainerhelfer, als Schiedsrichter oder im Vorstand. Die gesammelten Erfahrungen prägen die Mitglieder nicht nur im Sport nachhaltig und erleichtern wahrscheinlich den Einstieg in den Beruf. Die guten Platzierungen der jungen Hockeyspielerinnen und -spieler beim vereinseigenen traditionellen Riekemann-Preis zeugen vom Erfolg der Jugendarbeit. 

22 Jahre Kunstrasenhockey beim VfB

1997 begann beim VfB Hüls das Kunstrasenzeitalter. Mit dem neuen Platz war es möglich, ein zeitgemäßes Hockey zu spielen und auch bei längeren Schlechtwetterperioden den Sport auszuüben. Zudem ermöglichte die neue Flutlichtanlage gerade im Frühjahr und Herbst Spiel- und Trainingszeiten in den Abendstunden. 

Die Hockeyanlage wird auch von den jugendlichen Sportlern der VfB-Fußballabteilung genutzt. Gerade in den Wintermonaten stehen für die 18 kickenden Nachwuchsteams keine ausreichenden, beleuchteten witterungsunabhängigen Trainingsplätze zur Verfügung.

Die Nutzungsdauer des Hockeyplatzes ist um einige Jahre überschritten. Hinzu kommt, dass von den umliegenden Bäumen regelmäßig Wurzeln in den Spielbereich hineinwachsen und die Decke anheben. An anderen Stellen sind Risse sowohl in der Decke als auch im Untergrund aufgetreten. In der zweiten Jahreshälfte 2018 wurde der Kunstrasen für Meisterschaftsspiele von der technischen Kommission des Deutschen Hockey-Bundes gesperrt. Nach Reparaturarbeiten im Rahmen des technisch Möglichen ist der Hockeyplatz zur Feldsaison 2019 wieder freigegeben worden. 

Hockey hat sich in den letzten 20 Jahren rasant weiterentwickelt. Heute lassen unverfüllte, gewässerte Spielflächen neben einem präzisen Spiel eine Vielzahl von modernen Spieltechniken zu und minimieren das Verletzungsrisiko. Bei modernen Kunstrasensystemen wird der Unterbau so konzipiert, dass er weiterverwendet werden kann, wenn der eigentliche Belag ausgetauscht werden muss. Dies reduziert die Kosten bei weiteren Sanierungen.