Der Abschied mit dem 1:2 in Rheine in die Winterpause fiel zwar, kurzfristig gesehen, nicht so toll aus, aber insgesamt ist man beim VfB Hüls mit der Hinrunde zufrieden. In unserem Rückblick schauen wir noch einmal auf die sportlichen, menschlichen und finanziellen Dinge zurück und wagen auch gleich einen Blick in die Zukunft.
Der sportliche Rückblick: Die >>> 1:2-Niederlage in Rheine <<< passte jetzt so niemanden unter dem Weihnachtsbaum, doch wenn man mal die gesamte Hinrunde sieht, so sind alle Beteiligten unter dem Strich mit dem Resultat zufrieden. "Wir haben mehr Punkte als in der letzten Saison in der Hinrunde geholt und wir stehen im Moment da, wo wir nach der Saison auch noch gerne stehen würden. Durch den guten Start mag bei dem einen oder anderen sich schnell das Anspruchsdenken verändert haben, aber unser Ziel ist weiterhin in diesem Jahr, dass wir die Klasse halten", so Teammanager Engin Yavuzaslan. Der erhöht auch gleich sanft den Druck auf die Rückrunde: "Unsere junge Truppe hat jetzt ihre Erfahrungen gemacht. Wir haben sie oft in Schutz genommen, wenn sie Fehler gemacht hat. Aber jetzt sind wir in der Rückrunde an dem Punkt, wo das Erlernte aus den Fehlern auch umgesetzt werden sollte. Ich kann als Mathelehrer in der Schule auch nicht in drei Klassenarbeiten jedesmal die Aufgabe "1+1" stellen und zusehen, wie sie jedesmal falsch beantwortet wird. Jetzt muss langsam was kommen." Ein kleiner Dorn im Auge sind dem Teammanager die immer zurückkommenden, gleichen Probleme: "Wir hatten nicht wenige sehr verhaltende erste Halbzeiten und oft erst in der zweiten Halbzeit so gespielt, wie wir uns das alle vorstellen. Das hat uns einiges an Punkten gekostet. Aber das war der Truppe auch zuzugestehen. Nur muss man nicht nur lernen, sondern sich weiterentwickeln und darum geht es in der Rückrunde. Jeder weiß jetzt, dass zu viel Selbstvertrauen nach erfolgreichen Spielen kein Abo für weitere Erfolge ist, wenn man nicht hart weiterarbeitet." Eine Sache sieht der Teammanager dann noch dramatischer: "Gerade die Ergebnisse einiger unserer Niederlagen stellten nicht realistisch dar, wie unsere Mannschaft wirklich gespielt hat. Unsere Leistungen waren oft besser als das Ergebnis. Aber das interessiert viele nicht. Die sehen nur, dass der VfB verloren hat und machen dann die Zeitung wieder zu. Fußball ist und bleibt aber Ergebnissport. Das macht sich nicht nur in der Tabelle bemerkbar, sondern auch bei den Zuschauerzahlen. Daher muss es jetzt nach der Pause einen Schritt weiter nach vorne gehen."
Das Personal: Vor der Saison war der Kader beim VfB mit 28 Spielern recht groß. "Diese Quantität war notwendig, weil wir nicht wussten, wer sich so alles in der Oberliga behaupten kann. Jetzt haben wir einen Überblick bekommen und stellen nun von Quantität auf Qualität um. Das heißt, dass wir uns leider in der Winterpause von einigen Spielern trennen werden. Wir haben zwar noch keine Rechnung aufgestellt, aber für vier Spieler die gehen, würden wir gerne zwei neue holen. Wenn sechs gehen, könnten es auch drei werden. Fakt ist, wir wollen und müssen unseren Kader verkleinern, werden den aber nur mit entsprechender Qualität auffüllen. Nicht jede Lücke muss krampfhaft gestopft werden. Was das Thema angeht, werde ich mit dem Trainerteam noch einiges zu bereden haben. Wobei ich wirklich sagen muss, dass wir uns nicht gerne von Spielern trennen werden, was die menschliche Seite angeht", so Yavuzaslan.
Die Stimmung: "Im Team haben wir eine richtig gute Stimmung. Darauf haben wir auch immer geachtet und uns auch schon von dem einen oder anderen faulen Ei getrennt. Unsere Mannschaft lebt von der Stimmung und wird das auch noch in der nächsten Zeit tun müssen. Da muss jeder für den anderen da sein. Egal ob die Nummer 1 oder Nummer 18. Hier muss jeder der Mannschaft und dem Verein den Erfolg gönnen und darf nicht schmollend in der Ecke sitzen, wenn er wieder mal nicht gespielt hat. Wir haben mit Karsten Quante einen Trainer, der im Training genau hinschaut. Jeder, der eine Chance verdient hatte, hat sie auch von ihm bekommen. Was können wir dafür, wenn die Jungs die nicht nutzen? Dazu hatte jeder mehr als eine Chance plus die Trainingstage. Es können nur elf Leute auf dem Platz stehen und jeder auf der Bank oder außerhalb des Kaders darf sauer sein. Das soll bei einem Fußballer auch so sein. Aber man muss sauer auf sich selber sein und nicht auf mich, den Trainer, den Verein oder sonstwen. Das sollte jeden anspornen, noch mehr zu geben. Und wie gesagt, wir wissen, wo noch Potenzial steckt und wo es leider nicht mehr reichen wird", so Yavuzaslan. Die Trainerbewertung übernimmt der erste Vorsitzende, Wolfgang Muth, selber: "Karsten ist der absolut richtige Trainer beim VfB. Wie er das Umfeld hier im Verein angenommen hat und damit umgeht und wie das Umfeld mit ihm umgeht zeigt, dass er der richtige Mann ist. Aus unserem sportlichen Bereich habe ich auch nur Gutes vernommen. Karsten hat dafür gesorgt, dass wir wieder alle ganz eng zusammengerückt sind. Vom Spieler bis zum Würstchengriller. Er legt viel Wert darauf, dass die Leute nicht nur zum Verein kommen, sondern sich im Verein auch entsprechend verhalten. Das sorgt, trotz unserer schwierigen Zeit, für viel gute Laune und Stimmung. Er ist sich auch nicht zu schade, mit jedem zu kommunizieren und Dinge zu erklären oder zu diskutieren. Ich würde mich freuen, wenn Karsten hier noch einiges erreichen würde. Über seine Personalie gibt es auch nichts zu diskutieren, auch wenn es sportlich mal nicht gut läuft."
Die Fans: Bei der Niederlage im letzten Heimspiel fingen die ersten der Treuen an zu murren. "Zurecht. Unsere Fans haben uns bis jetzt zu jedem Heim- und Auswärtsspiel begleitet und uns unterstützt. Die stecken eine Menge Zeit und Geld in den VfB. Andere Vereine bringen hier oft null Zuschauer mit an den Badeweiher und unsere Fans reisen überall hin mit und unterstützen uns lautstark. Die dürfen sich dann auch melden, wenn denen was nicht passt oder wenn die mit Leistungen nicht zufrieden sind. Da muss dann zur Not auch mal der eine oder andere Spieler durch. Aber hier wird sich dann auch recht schnell an einen Tisch gesetzt und dann ist wieder alles in Ordnung, Beide Seiten werden da nicht lange nachtragend sein", so der Fanbeauftragte Stefan Berger. Die Zuschauerzahlen am Badeweiher sind mit einem Schnitt von knapp über 200 aber alarmierend. Vorstandsreferent Matthias Tatsch, auch ein bekennender Liebhaber von Statistiken, klärt auf: "Hier ist es jedes Jahr das Gleiche. Am Anfang sind die Zahlen okay und überraschen auch das eine oder andere Mal positiv, wenn die Mannschaft erfolgreich ist. Ist sie das aber nicht und wird es zudem langsam kalt und ungemütlich draußen, brechen sie drastisch ein. Ein Blick auf die letzten Jahre zeigt aber, dass wenn wir im November und Dezember halbwegs erfolgreich waren, der Zuschauerschnitt gehalten werden konnte. Wir rechenen ja nicht mit diesen Zahlen, aber so 200 bis 250 Zuschauer halten wir bei normalen Spielen für realistisch, wenn es gut läuft. Wenn es nicht gut läuft, sind 150 schon schwer zu erreichen. Das sind 100 Zuschauer weniger, als wir normal haben könnten." Teammanager Engin Yavuzaslan ergänzt: "Matthias seine Statistiken lügen ja nicht. Daher sehe ich die Jungs auch in der Pflicht. Hier werden zwei oder drei Niederlagen in Serie kaum verziehen. Gut, unsere treuen Fans sind immer da. Aber das fußballinteressierte neutrale Marler Publikum sieht man dann nicht mehr. Ist der Erfolg wieder da, sieht man aber auch die Gesichter wieder öfter. Jeder Zuschauer bringt uns wichtiges Geld. Geld, womit wir die Spieler bezahlen. Ich glaube, manchmal sollte es uns einfach bewußter sein, dass ein Unentschieden oder ein schmutziger Sieg sehr wichtig wäre, auch wenn das nicht unbedingt erstmal den Nerv von Mannschaft und Trainer trifft. Aber das ist Rattenschwanz." Insgesamt bleibt aber zu sagen, dass die Chemie zwischen Team, Vorstand und Fans toll ist. Eine echte VfB-Familie.
Die Finanzen: "Wir sind finanziell nicht auf Rosen gebettet. Wir haben noch einige Altlasten zu tragen. Wir sind weiter auf jeden Cent angewiesen. Aber unsere Spieler bekommen ihr Geld immer pünktlich, darauf legen wir auch viel Wert. Wir zahlen vermutlich mit die niedrigsten Gehälter der gesamten Liga, aber trotzdem ist unsere Lage bei weitem nicht entspannend", so der Vorsitzende Wolfgang Muth. "Die Fanwand war eine tolle Idee, die uns vor allem nächstes Jahr weiterbringen wird. Wir haben auch sehr viele kleinere Sponsoren und Gönner, die Spaß haben, dem VfB was Gutes zu tun. Aber es fehlt uns einfach der große Fisch an der Angel. Der, von dem wir beruhigt eine Saison leben können und uns mit dem Rest notwendige Reserven aufbauen. Wir machen ja alles gerne für den VfB und wir sind jedem Menschen, jeder Firma für jeden Cent dankbar, was wir auch immer zeigen. Aber man darf nicht vergessen, dass wir das alle nebenbei zu unseren normalen Jobs ehrenamtlich machen und dafür geht halt sehr, sehr viel Zeit drauf, die man woanders im Verein auch braucht", so Muth weiter. "Den Spielern können und werden wir weiterhin nur mit den guten Bedingungen und der tollen und ruhigen Atmosphäre hier am Badeweiher ködern können, aber nicht mit Geld. Zudem haben hier Spieler eine Chance zu beweisen, dass sie in der Oberliga oder höher kicken können, die sich woanders vielleicht nicht so zum Zug kommen. Uns ist klar, dass wir für den einen oder anderen Spieler nur ein Sprungbrett sind. Aber das sind wir gerne, wenn er uns in seiner Zeit weitergeholfen hat. Wir legen hier niemanden Steine in den Weg. Wir sind uns der Verdienste jedes einzelnen Spieler in unserer finanziellen Lage bewusst. Wenn es irgendwann nicht mehr reicht, dann tut es uns zwar leid, aber so ist es im Fußball. Spieler gehen ja auch oft sofort weg, wenn sie woanders mehr Geld bekommen. Daher dürfen wir ja wohl das Recht behalten, Spieler, bei allen Verdiensten, zu sagen, dass es nicht mehr reicht, wenn sie uns sportlich nicht mehr weiterhelfen", so Teammanager Engin Yavuzaslan. Pressesprecher Stefan Berger hat da noch eine ganz andere Meinung: "Ich bin ja Fußballromantiker. Ich finde, dass es nicht sein kann, dass ein Spieler im Amateurbereich mehr Geld verdient, als ein Fan im Stadion mit ehrlicher Arbeit jeden Monat verdient. Die Leute in den Vorständen, die versuchen, das Geld zu beschaffen, machen das alles nebenbei zur Arbeit und zum Privatleben. Ehrenamtlich. Umsonst. Da wirkt es auf mich schon manchmal pervers, wenn Vereine sich richtig krumm für Spieler machen, die beim nächsten besseren Angebot sofort wieder weg sind. Ich spreche jetzt hier nicht nur vom VfB. Generell muss diese Sache im Amateurfußball bald mal angesprochen werden. Welcher normale Verein tut sich denn heutzutage noch leicht, mal eben 20.000, 50.000 oder mehr Euros zu besorgen, damit eine Saison gesichert ablaufen kann? Die Firmen warten nicht mehr, wie es früher vielleicht mal war, darauf, dass ein Verein kommt und den Schriftzug auf der Brust haben will. Viele bekommen doch mittlerweile etliche Anfragen von zig Vereinen und antworten ja gar nicht mehr. Die Spieler sollten sich darüber mal bewusst werden, dass Amateurfußball entweder ein Sprungbrett für höhere Klassen ist oder aber ein Hobby, wo sie ein gutes Taschengeld dazu verdienen können. Amateurfußball kann nicht dazu da sein, den Lebensunterhalt sicher zu stellen. Wenn hier nicht von allen Seiten umgedacht wird, werden demnächst sehr, sehr viele Vereine von der Bildfläche verschwinden. Wir haben nun mal alle nicht mehr die Zuschauerzahlen von vor 20 Jahren und auch nicht mehr die finanzstarken Firmen im Umfeld." Wolfgang Muth schließt ab: "Fakt ist, wir sind froh und angewiesen über jeden zahlenden Zuschauer, über jede verkaufte Bratwurst, über jeden Sponsor und Gönner. Es kostet uns sehr viel Kraft, unsere Kosten zu decken. Wir wollen nicht dahin, wo u.a. Herne und Erkenschwick waren oder sind. Hochachtung, wie die es immer wieder geschafft haben. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, wenn man sich jeden Monat Sorgen um den nächsten Monat machen muss. Uns wird das auch noch sehr, sehr viel Kraft und Aufwand kosten, wenn wir nicht bald den großen Sponsor finden. Aber diese Kraft investieren wir gerne in den VfB. Trotzdem hoffen wir, dass die Mannschaft, was diesen Bereich angeht, sich immer der Verantwortung bewusst ist. Ohne Erfolg keine Zuschauer. Ohne Zuschauer kein Geld. Ohne Geld keine Aufstockung der Gelder möglich. Wir müssen da alle realistisch bleiben und man muss uns glauben, dass wir den Spielern, wenn wir könnten, gerne das zahlen würden, was in der Oberliga so üblich ist. Aber ein Stück weit sind auch sie dafür verantwortlich. Bis dahin bleibt uns leider nichts anderes übrig, als mit den guten Bedingungen zu locken und den Spielern klarzumachen, dass wir ein Sprungbrett sein könnten."
Die Zukunft: Der Klassenerhalt bleibt weiter das Ziel. "Jetzt der Klassenerhalt, dazu wichtige Spieler halten oder weiter ausbauen und da drumherum was aufbauen. Dann jedes Jahr einen Schritt nach vorne wagen. Ein Verein wie der VfB Hüls gehört in die Oberliga und sollte auch wieder jedes Jahr ein ernsthafter Kandidat für den Aufstieg sein. Da wollen wir alle auch wieder ein. Schritt für Schritt. In drei, vier Jahren darf das gerne wieder Thema werden", so Trainer Karsten Quante. Der darf, wenn es nach Vorstand und Teammanager geht, dann auch noch gerne Trainer sein. Das zeigt, dass man am Badeweiher weiterhin wie gewohnt in Ruhe und Vertrautheit arbeiten möchte. Der finanzielle Aspekt am Badeweiher wird eine ganz schwere Nummer in nächster Zeit werden, aber hier gibt man die Hoffnung nicht auf. "Der VfB ist ein guter, seriös geführter Verein. Die Mannschaft ist sympathisch und ein eingeschworener Haufen, das Umfeld bis zu den Fans sehr angenehm, das Ansehen des Vereins überall durchaus achtbar. Da arbeiten wir auch dran, dass es so bleibt. Zudem nutzen wir alle Medien dafür, dass wir immer präsent sind und auch was anbieten können. Mehr können wir mit der Mannschaft und dem Team drumherum kaum noch tun. Wir beten jeden Abend, dass es sich irgendwann auch mal bezahlt macht und suchen selber noch dazu Tag für Tag. Aber der Aspekt wird schwerer werden, als die sportlich gesteckten Ziele", so Muth. "Der nächste Schritt für mich ist es, mit Qualität die Quantiät zu ersetzen. Alleine schon durch die finanzielle Lage des Vereins. Was die Arbeit im sportlichen Bereich angeht, sind wir im Soll, ebenso wie in der jetzigen Momentaufnahme. Schritt für Schritt, Jahr für Jahr die sportlichen Ziele etwas höher stecken und aus unserer Mannschaft weiter was aufbauen. Von da unten gehört der VfB weg, nicht nur aus sportlichen Gesichtspunkten. Was bei einem erfolgreichen VfB auch im Umfeld alles möglich ist, konnte man ja in den letzten Jahren immer mal wieder sehen. Ich lehne mich mal aus dem Fenster, aber ich warne vorher schon meine Kritiker, denn bis jetzt ist alles so eingetroffen, wie ich es gesagt habe. Wir haben hier mit sehr wenig schon sehr viel gemacht. Ich möchte es unbedingt mal erleben, wie man hier arbeiten könnte, wenn wir finanziell etwas besser darstehen. Sind wir doch mal ehrlich. Bis jetzt haben wir mit fast gar nichts schon viel erreicht. Die Truppe wird die Klasse halten. Ohne Geld und mit Spielern, die teilweise vorher für gar nicht oberligatauglich gehalten worden sind. Ich möchte nicht wissen, was wir hier in dieser aktuellen Zusammensetzung schaffen könnten, wenn mal ansatzweise wieder das vorhanden wäre, was man hier mal hatte. Alleine für diese Träumereien lohnt es sich, weiter für und mit den VfB zu leben, um diese Sache einmal zu erleben. Denn ich will nicht nur träumen", schließt Yavuzaslan ab.