Mit dem buchstäblich letzten Aufgebot reiste der VfB Hüls zur Hammer Spielvereinigung. Am Ende holte der VfB beim 3:3 (3:2) einen Punkt in der Fremde. Die Begleitumstände waren es, die den Punktgewinn zum Punkteverlust werden ließen und die Hülser Vernatwortlichen schlussendlich auf die Palme brachten.
Beim Abschlusstraining am Freitag gab es Hiobsbotschaften für den VfB. Timo Koscholleck, der bislang keine Minute in dieser Saison versäumt hatte, meldete sich grippekrank für die Partie in Hamm ab. Gleiches galt für Nicolai Striewe, der sich im Training zwei Rippen brach. So musste Trainer Martin Schmidt mehrfach umstellen. Innen verteidigte P. Goecke, dafür rückte Grams hinten links in die Kette. Rechts kam Vasic zum Zuge, während sich Robin Klaas auf der "6" wiederfand. Auch Irak rutschte für Acikgöz ins Team.
Der VfB startete furios. Schon in der ersten Minute verpasste André Koch knapp die Führung, die aber in der 7. Minute Tayfun Cakiroglu erzielte. Als Patrick Goecke in der 10.Minute eine Kopfballverlängerung im Anschluss an eine Ecke mit dem Knie über die Linie drückte zeigte der Pfeil für den VfB ganz nach oben. Der nächste Angriff des VfB mündete in einem Elfmeterpfiff durch Schiedsrichter Kai-Marek Hintenberg. Den Strafstoß versenkte Cakiroglu locker zum 3:0. Dass die Elfmeterentscheidung "glücklich" war - unbestritten. Die erste Entscheidung von Hintenberg, die Diskussionen auslöste. Viele weitere sollten folgen.
In der 27. Minute wurde Tolgahan Capakli im eigenen 16er angeschossen. Er wurde am Oberkörper getroffen, vor dem er beide Arme hielt. Eine "Vergrößerung der Körperoberfläche" - Fehlanzeige. Eine unnatürliche Handbewegung - Fehlanzeige. Hand zum Ball? Im Leben nicht. Dennoch Elfer, und Jochen Höfler ließ sich nicht zweimal bitten - 1:3.
Den einzigen wirklich guten Angriff der Hammer in der 38. Minute verwertete erneut Höfler zum 2:3. Glück hatte der VfB, dass Keeper Emu Schmid bis zum Halbzeitpfiff zweimal gut reagierte und die Führung in die Pause rettete.
Die zweite Hälfte stand dann ganz im Zeichen eines Mannes: Kai-Marek Hintenberg. In der 57. Minute zeigte er dem gelb-vorbelasteten Dominik Grams die Ampelkarte. Was war passiert? Bei einer Einwurfentscheidung für die HSV ließ Grams den Ball fallen, den ein Hammer ungeschickt wegschoss. Die zweite gelbe Karte gab es für Ballwegschlagen. Unfassbar! Trainer Martin Schmidt, der einen Meter daneben stand, zeigte seinen Unmut und durfte dafür auf die Tribüne.
Es wurde aber immer schlimmer. In Minute 73 lief Patrick Goecke einem HSV-Akteur im Strafraum den Ball ab. Der HSVer prallte von Goecke ab und ging theatralisch zu Boden - Elfmeter! Wieder Höfler, wieder drin - 3:3. Dass die VfB-Akteure ob dieser schreienden Ungerechtigkeiten die Nerven im Zaum hielten, muss man ihnen hoch anrechenen. Dass ein Spieler wie Robin Klaas eine Minute später mal die Sense rausholt, ist nur verständlich. Was danach passierte, war aber wieder völlig überraschend. Jochen Höfler stieß Klaas um, es kam zur Rudelbildung. Das Schiriteam beriet sich daraufhin minutenlang und notierte schon eifrig Strafen. Am Ende sahen Höfler und Klaas die gelbe Karte, Elvis Salja wurde mit der Ampelkarte vom Feld geschickt und verstand die Welt nicht mehr, genau wie viele Besucher im Stadion.
Neun VfB-Akteure hielten dann in der Schlussviertelstunde und der 5-minütigen Nachspielzeit aufopferungsvoll das 3:3 und hatten sogar noch zwei vielversprechende Konterchancen.
Dann war das Spiel aus und alle warteten gespannt auf die Pressekonferenz. VfB-Coach Martin Schmidt war pünktlich 15 Minuten nach Spielende im "VIP-Bereich". Auf Goran Barjaktarevic musste man dann noch warten. Und warten. Und warten. Mit knapp 15-minütiger Verspätung kam er dann frisch gestylt mit seinem Seidenschälchen um den Hals unter dem Stadion an. Sorry, aber das gehört sich nicht. Das ist respektlos dem Gast, aber auch allen anderen gegenüber!
Martin Schmidt kommentierte kurz das Spiel und verließ daraufhin sofort die PK, was eine Mitarbeiterin dazu veranlasste, lauthals die Aktion als "respektlos" zu bezeichnen. Als Goran Barjaktarevic daraufhin ins Mikrofon radebrechte "Wer ein großes Maul hat, muss nicht gut Fußballspielen" war die Geduld der Hülser Verantwortlichen endgültig erschöpft. Der Vorstand verließ geschlossen die PK, auf der Herr Barjaktarevic möglicherweise sogar noch etwas zum Spiel sagte. Sei´s drum. Sehr bedauerlich ist es auf jeden Fall, dass ausgerechnet die Hammer Spielvereinigung, zu der seit Jahren eine enge Fanfreundschaft besteht, so wenig anständig mit Gästen umgeht.
Ebenfalls bedauerlich, dass ein Schiedsrichter ein tolles Kampfspiel bei widrigen Bedingungen mit katastrophalen Fehlentscheidungen so maßgeblich beeinflusst hat. Man mag über das fußballerische Niveau in der Oberliga Westfalen streiten. Über die heute gezeigte "Leistung" des Schiedsrichters gibt es am Ende des Tages aber keine zwei Meinungen in den Lagern. Diese Entscheidungen hätten selbst in einer Minikicker-Hobbyliga zu Stürmen der Entrüstung gesorgt.
Das sagte Martin Schmidt:
"Wir haben mit dem letzte Aufgebot hier ein riesiges Spiel abgeliefert und einen tollen Fight geboten. Wir hatten selbst mit neun Mann noch gute Konterchancen und haben nur deshalb das Spiel nicht gewonnen, weil eine skandalöse Schiedsrichterleistung einen Schatten über dieses Spiel wirft. Die Schiedsrichterentscheidungen waren an Lächerlichkeit nicht zu überbieten."