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Bayern verlor mal daheim mit 0:7 gegen Schalke, Gladbach fegte Dortmund sogar eines Tages in den 70-ern mit 12:0 vom Bökelberg – und als HSV-Fan war mal hohe Packungen in München schon gewohnt und bedankte sich im Anschluss dafür, nicht noch mehr Tore bekommen zu haben. Die Welt am nächsten Tag dreht sich weiter. Doch die Nacht bis zum nächsten Morgen ist lang.

 Über das Spiel braucht man an dieser Stelle nicht viel zu schreiben. Dafür findet ihr auf der nächsten Seite den einseitigen Spielbericht aus Kinderhaus. Auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist, aber so ein Ergebnis kann im Fußball passieren. Schaut euch nur mal am Montag die Fußball-Ligen von der Bundesliga bis hin zur Kreisliga an. Einen trifft es immer an jedem verdammten Sonntag. Die Hintergründe? Interessieren erst einmal nicht, es steht ein NEUN ZU NULL in der Öffentlichkeit.

Man reist also 70 Kilometer ins Münsterland, um sich eine Tracht Prügel abzuholen. Das muss man erst einmal verarbeiten. Keine Musik auf der Rückfahrt im Auto, anstatt der schnellen Bahn die Heimfahrt über Land antreten. Zuhause sitzt du auf dem Sofa wie in Schockstarre. Ist das gerade wirklich passiert? Echt jetzt? Selbst der Tatort in der ARD gerät zur Nebensache, die anschließende Dokumentation über die Machenschaften der großen Fußball-Clubs läuft irgendwie nur an dir vorbei.

Auch im Bett kommst du nicht zur Ruhe. Du hast die Bilder vor Augen, wie jeder Schuss vom Gegner im Netz zappelt, du hörst den Stadionsprecher der Heimmannschaft euphorisch immer noch ins Mikro brüllen, „was denn hier los sei?!“. Es wird einfach nicht besser. Irgendwann schläfst du ein - um beim Wachwerden wieder die gleichen Bilder vor Augen zu haben. Der montägliche Blick in die Zeitung? Geschenkt! Im Büro über die Ergebnisse der Bundesliga diskutieren? Nein, ich will heute nicht über Fußball reden.

Über ein NEUN ZU NULL muss aber gesprochen werden – mit allen Beteiligten! Draufhauen bringt an der Stelle nichts, es muss aufgearbeitet werden. Spieler, Trainer, Vorstand, Fans – jetzt sind alle gefragt! Apropos Fans: Sorry, Mädels und Jungs im Namen des Vereins! Ihr begleitet uns überall hin, ihr versorgt die Spieler mit frischem Obst vor dem Spiel, helft bei Events, um ein wenig Geld in die Kasse zu bringen. Ihr habt das gestern nicht verdient! Der Unmut in den sozialen Medien ist mehr als verständlich – und verdient.

Und trotz der Klatsche: Wir sind der VfB Hüls! Wir erholen uns davon! Wir dürfen nicht vergessen, dass wir Aufsteiger in einer neuen Liga sind. Auch wenn unser gestriger Gegner ebenfalls ein Aufsteiger ist, er hat es gestern einfach besser gemacht – das müssen wir anerkennen. Aber wir werden daraus lernen und die Schlüsse ziehen, die zur Aufarbeitung nötig sind. Und das schaffen wir nur gemeinsam! Frei nach dem ehemaligen Mannschaftsbetreuer des FC Schalke 04, Charly Neumann: In schlechten Zeiten müsst ihr Hülser sein, in guten haben wir genug davon!


Die deutlichen Worte von VfB-Trainer Christoph Schlebach an seine Elf in der Halbzeit („So kann man sich nicht präsentieren“) zeigten einfach null Wirkung. Nach dem 0:2-Pausenrückstand verlor der Landesliga-Aufsteiger vom Badeweiher mit 0:9 (!) beim SCW Kinderhaus.

 

Jetzt versucht es Schlebach mit Taten. Maßnahme eins nach dem Debakel: Am Montagabend gibt es ein Straftraining. Das soll zum Nachdenken anregen. Hauptpunkt der Ansprache des 50-Jährigen: Die Einstellung!

Das Torfestival gegen seine Mannschaft hat auch Schlebach geschockt: „Wir haben beide Halbzeiten wie ein Absteiger gespielt. Das hat mit Abstiegskampf oder Einsatzwillen null zu tun. Mehr will ich dazu gar nicht sagen. Ich bin immer noch sprachlos.“ Über die ganze Woche soll jetzt nachjustiert werden. Aushelfen bei Ballverlusten, klare Rollenverteilung, Absichern der Verteidiger, und und und...

Zum Spielverlauf: Fast eine halbe Stunde hielten sich die Hülser bei den heimstarken Platzherren aus Münster (4 Siege, 1 Unentschieden, 2 Niederlagen) schadlos. Chancen für ein früheres Tor besaß Kinderhaus jedoch zuhauf. Erst in der 28. Minute eröffnete Abwehrspieler Nick Rensing den Torreigen für die Westfalia. Simon Winter (36.) stellte den 2:0-Pausenstand her. Nach Schlebachs deutlichen Worten in der Kabine präsentierte sich der VfB zehn Minuten halbwegs ligatauglich, verfiel aber dann wieder ins gleiche Muster. Mika Liszka (49.), Gerrit Göcking (71.), Moritz Knemeyer (74.), Dzan-Laurin Alic (76.), Leon Niehues (79.), Jonas Kreutzer (81.) und erneut Mika Liszka (87.) trafen für Kinderhaus.

Das Torverhältnis der Hülser, die einen Platz über den Abstiegsplätzen rangieren, ist 14:42. Der VfB braucht jetzt Spieler, die die Karre mit körperlichem und mentalemEinsatz aus dem Dreck ziehen.