Seit einigen Tagen läuft die Vorbereitung bei unserer Mannschaft auf die Rückrunde. Wir haben mal mit Trainer Karsten Quante über die ersten Eindrücke gesprochen. Vorher bekamen wir aber leider noch eine Nachricht, die uns gar nicht erfreute.
"Markus Kaya ist im Training mit Daniel Bertram unglücklich zusammengeprallt. So wie es aussieht, könnte das Innenband im Knie bei Markus gerissen sein, aber da müssen wir die endgültigen Ergebnisse diese Woche noch abwarten. Wenn es ganz blöd für uns kommt, wird er uns 6-8 Wochen fehlen. Das wäre ein herber Rückschlag", so Teammanager Engin Yavuzaslan. "Die Vorbereitung ist, auch wenn die Verletzung harmloser ausfällt, auf jeden Fall für ihn vorbei. Gut, das mag bei einem so erfahrenen und vernünftigen Spieler wie Markus jetzt nicht ganz so schlimm sein und das würden wir auch alle in Kauf nehmen, wenn wir wüssten, dass er schnell wieder einsatzbereit ist. Wir können aber erstmal nichts anderes tun, als die Diagnose abwarten", ergänzt Trainer Karsten Quante geschockt über den Ausfall des Ex-Profis.
Karsten, sind alle fit aus der Winterpause ins Training eingestiegen?
Nun, ein paar ganz wenige haben die Hausaufgaben nicht so ganz erledigt, das ist uns sofort aufgefallen. Da zeigte die Waage dann doch etwas zuviel an. Ansonsten bin ich mit dem Verlauf bisher zufrieden, wie die Jungs mitziehen und mitarbeiten.
Hast du einen Schwerpunkt in der Vorbereitung, wo du besonders viel Wert drauf legst?
Da ist natürlich erst einmal die Kondition. Wenn man wie wir im Abstiegskampf ist, dann ist eine gute Kondition und Kraft die wichtigste Grundlage, damit wir über 90 Minuten alles geben können, was wir in der Rückrunde auch müssen. Dazu werden wir sehr viel im taktischen Bereich machen. Da machen wir einfach zu viele Fehler, wirken manchmal zu undiszipliniert. Wenn man mal überlegt, in wie vielen Spielen wir mit leeren Händen am Ende standen, obwohl der Gegner nicht zwingend besser war oder wir gar überlegen waren. Da hat jeder gesehen, dass da oft Gegentore gefallen sind, die absolut vermeidbar waren. Da waren wir oft nicht nur unclever, sondern haben da auch taktisch oft in den Situationen das Falsche gemacht. Da müssen wir unbedingt ansetzen, lernen und umsetzen.
Hört sich nach harter Arbeit an....
Ja, aber der Spaß kommt nicht zu kurz. Bei uns wird im Training auch oft gelacht und Spaß eingebaut. Das ist auch wichtig, geht aber auch nur, wenn die Mannschaft uns vorher im Training überzeugt hat. Momentan wäre es mir aber auch egal, ob sie viel Spaß haben oder nicht. Es geht um den VfB Hüls und der befindet sich in der Rückrunde im Abstiegskampf. Es geht für uns alle nur darum, den VfB in der Oberliga zu halten. Persönliche Interessen oder gar Eitelkeiten haben da für alle im Moment keinen Platz. Das muss jeder begreifen. Darüber können wir alle gerne wieder sprechen, wenn es uns das Tabellenbild erlaubt. Wer das nicht begreift und nicht umsetzen kann oder will, ist falsch beim VfB.
Hört sich nach deutlichen Worten an!?
Die auch manchmal notwendig sind. Natürlich ist es für den einen oder anderen Spieler nicht toll, wenn momentan mal eine Trainingseinheit drei Stunden anstatt zwei Stunden geht und wenn man am nächsten Morgen wieder früh raus zur Arbeit muss. Aber mir geht es damit doch auch nicht besser. Ich gehe teilweise nach dem Training zur Nachtschicht oder muss auch früh am nächsten Morgen raus. Dementsprechend wenig hat auch meine Familie von mir und dementsprechend geschlaucht fühle ich mich auch oft. Aber nochmal: Wir sind im Abstiegskampf. Es darf hier für jeden im Moment nur um den VfB gehen. Wer in solchen Klassen Fußball spielen möchte, sollte sich auch darüber bewusst sein, dass er dort mehr in der Pflicht steht als in der Kreisliga. Ich gehe da als Trainer ja auch mit guten Beispiel voran. Ich kann am nächsten Tag auch nicht ausschlafen oder abends sofort auf die Couch. Deswegen muss ich das jetzt auch mal ein paar Tage von den Jungs verlangen können. Sie hat es ja auch selber in der Hand, dass wir die Intensität wieder drosseln können. Dafür müssen aber Siege her und die Tabelle mal ein Stück Sicherheit vermitteln. Vorher wird es nicht gehen.
Das klingt nach ernsten Worten vom Trainer, der in der Vorrunde noch oft die Mannschaft gestreichelt hat und bis zum Ende sogar noch sehr oft in Schutz genommen hat.
Wir haben uns den guten Start selber kaputt gemacht. Nicht, weil wir durchweg schlecht waren. Das eine oder andere schlechte Spiel und die eine oder andere verdiente Niederlage war zwar auch dabei, aber ich, der Vorstand, unsere Fans haben leider zu oft auch andere Dinge gesehen. Nämlich die, dass wir viel zu oft durch individuelle Fehler oder taktische Undiszipliniertheiten verloren haben. Einiges davon muss man der jungen Truppe auch zugestehen. Aber was gar nicht geht ist der Umstand, dass der eine oder andere vielleicht nach zwei, drei Siegen meinte, dass jetzt wie von selbst alles so weiterläuft. Manche haben dann mehr geredet oder geträumt, als hart gearbeitet. Das darf in der Rückrunde auf keinen Fall mehr passieren. Es darf nur um die Mannschaft gehen und um den Verein, nicht um persönliche Ansprüche. Die darf auch noch gar keiner erheben. Im Fußball muss man eine ganze Saison lang gute Leistungen zeigen und nicht nur ein paar Spiele. Geschweige denn, dass zwei, drei geniale Momente reichen um plötzlich zu meinen, man dürfte mehr fordern. Egal ob Spielzeit, Freiheiten oder gar Geld. Wie gesagt, einige Spieler sind noch jung, denen ist auch einiges zuzugestehen, aber wenn wir mit denen mal sprechen, dann müssen sie auch begreifen, was wir wollen. Wir haben nicht die Zeit, jede Woche die gleichen Gespräche zu führen, Wir können und dürfen von einem Oberligaspieler auch eine gewisse Intelligenz erwarten, was den Fußball angeht. Ohne die geht es in den oberen Klassen nicht.
Hört sich so an, als wenn du den einen oder anderen mal auf den Teppich zurückholen musstest und am Ende doch gar nicht so zufrieden warst, wie es den Eindruck machte?
Die Jungs haben insgesamt immer toll mitgezogen. Es gab aber immer mal wieder den einen oder anderen einzelnen Ausreißer. Das ist aber auch normal. Man hat nie einen Kader, wo alles problemlos läuft. Ich formuliere es mal vorsichtig so, dass der eine oder andere vielleicht ein Anpruchsdenken hatte, welches noch nicht gerechtfertigt war oder ist und gleichzeitig auch nicht mehr bereit war, viel darin zu investieren, dass die guten Leistungen oder Eindrücke auch bestehen bleiben. Wie vorhin erwähnt: Einige dachten nach dem guten Start, dass es von alleine so weiterläuft. Das ist ärgerlich, weil wir nach jedem Sieg auch immer sofort betont haben, dass es der Lohn für harte Arbeit war und wir auch weiter so hart arbeiten müssen. Das Resultat, da wiederhole ich mich auch, hat man ja gesehen. Wir haben oft durch individuelle Fehler verloren, selten aber nach einer geschlossenen schlechten Mannschaftsleistung. Da ist dann halt der Trainer und sein Team oder auch der Teammanager oder gar der Vorstand mal gefordert, mit dem einen oder anderen psychologisch zu arbeiten.
Der Kader war ja schon deutlich verschlankt....
Ja, aber das gibt auf das eben erwähnte nicht automatisch Rückschlüsse. Das trifft nicht auf jeden Spieler zu, der uns jetzt verlassen hat. Das sind auch zum Teil Internas, die in der Kabine bleiben. Fakt ist, dass wir erst einmal jeden Spieler dankbar sind, der sich dafür entschlossen hat, dem VfB Hüls zu helfen. Das oft zu Konditionen, die schlechter als bei anderen Vereinen sind. Wenn wir von einem Spieler überzeugt sind, dass er uns gerne helfen möchte und auch helfen kann, dann nehmen wir ihn und bieten ihm die Plattform Oberliga. Ab da liegt es aber auch am Spieler zu zeigen, dass er es permanent kann. Wenn es am Ende nicht reicht, dann tut es uns leid. Der Spieler ist dann auch unzufrieden und möchte lieber woanders hin, wo er meint, dass er dort spielen wird. Das ist nachvollziehbar und menschlich. Aber wir sind wirklich jedem dankbar, der versucht hat, die Anforderungen beim VfB anzunehmen. Ohne diese Spieler wäre es sehr schwer geworden, in diese Saison mit einem entsprechenden Kader zu gehen, der auch untereinander den notwendigen Konkurrenzkampf entfacht. Aber wenn wir mal auf unsere Truppe gucken, dann muss man sagen, dass sehr viele bereits bewiesen haben, dass sie sich in der Oberliag durchsetzen können. Da sind sogar einige dabei, denen viele das vorher überhaupt nicht zugetraut haben. Von daher sind wir mit unserer Arbeit sehr zufrieden. Das fängt ja schon bei der U19 an und geht über die Augen und Spürsinn des Teammanagers bis hin zur Meinung des Trainerstabes. Man kann aber nicht immer zu 100% eine Trefferquote haben.
Wird es noch Neuverpflichtungen geben und wenn ja, in welchem Bereich?
Wir halten immer die Augen offen. Fakt ist ja, dass wir finanziell keine großen Sprünge machen können. Wie alle Entscheidungsträger hier im Verein schon mal erwähnt haben: Wir können keinen guten, gestandenen Spieler irgendwo abwerben. Wir müssen ein Auge auf gute Talente haben oder vielleicht ausgemusterte, erfahrene und gute Spieler, die in ihrem aktuellen Verein vielleicht momentan nicht mehr das Vertrauen haben, sich aber gerne noch einmal richtig beweisen wollen. Den guten Talenten können wir vielleicht etwas eher die Plattform Oberliga bieten, als ein anderer Verein oder wir können ein Sprungbrett sein. Älteren Spielern können wir eine zweite Chance bieten. Aber alle müssen sich darüber im Klaren sein, dass wir ihnen nur sportlich, aber nicht finanziell weiterhelfen können. Es soll ja gar nicht so wenig Spieler geben, denen der Fußball wichtiger ist, als das Geld. Von der Oberliga kann eh kaum jemand leben. Für mich als Trainer zwar nicht einfach, weil man vielleicht nicht die Mannschaft so lange zusammenhalten kann, wie man möchte. Die guten Spieler fallen schon recht schnell bei anderen Vereinen auf. Aber das ist momentan leider so beim VfB Hüls. Aber wir arbeiten ja alle dran, dass es sich auch mal wieder ändert. Jetzt ist es so und auch in dieser Situation macht mir das Arbeiten richtig Spaß. Aber auf Dauer kann es nicht der Anspruch vom VfB sein, junge Spieler gut auszubilden oder erfahrenen Spieler den zweiten Frühling zu geben, damit dann wieder andere Vereine kommen und uns diese Spieler wegholen. Aber zum Glück denken hier auch nicht alle so, dass sie schnell woanders hin wollen. Bei den Fans kommen viele richtig gut an, zudem bekommen sie im Verein die Wertschätzung zu spüren. Da freut es jeden, wenn das einem Spieler mal mehr wert ist, als 100€ irgendwo anders mehr. Aber zu Eingangsfrage zurück. Wir könnten auf vielen Positionen noch Verstärkungen gebrauchen. Aber wir werden da jetzt nicht hyperaktiv. Wenn, dann brauchen wir echte Verstärkungen und keine Ergänzungen.
Die Zielsetzungen für die Rückrunde dürften klar sein?
Natürlich. Ganz klar der Klassenerhalt. Auch wenn der im Vordergrund steht und mir am Ende egal ist, ob die Mannschaft schön drei Punkte geholt hat oder dreckig, so müssen wir auch etwas darauf achten, dass wir unseren Fans und den Marler Zuschauern wieder etwas mehr bieten. Vor allem auch am Badeweiher. Alleine, dass die Mannschaft sympathisch rüberkommt und eine tolle Einheit ist, reicht nicht aus. Hier muss sich auch jeder Spieler darüber bewusst sein, dass die finanzielle Lage nicht rosig ist. Jeder hat gemerkt, dass NIederlagen Zuschauer kosten, aber Zuschauer sind eine ganz wichtige Einnahmequelle für den Verein, wovon er am Ende auch die Spieler bezahlt. Irgendwann interessiert es keinen mehr, dass der VfB in Schönheit und unverdient verloren hat. Da sieht man nur das Ergebnis und die Tabelle und dann schenkt man sich den nächsten Besuch am Badeweiher. Von daher hoffe ich, dass wir in der Rückrunde vielleicht aus dem Badeweiher eine kleine Festung machen, damit wir a.) hier die notwendigen Punkte sammeln und b.) auch die Zuschauerzahlen wieder steigen. Wenn ich unserer Statistikabteilung glauben darf, dann ist es hier so, dass die Zahlen bei Niederlagen sehr schnell in den Keller gehen, aber nach Siegen auch sehr schnell wieder im grünen Bereich sind. Das darf mir als Trainer auch nicht völlig egal sein. Dann hoffen wir für die Rückrunde mal, dass wir viele Siege einholen, aber es bis zum Ende auch spannend im Abstiegskampf bleibt, wo wir aber ein gutes Ende erleben. Das wäre toll für uns und gut für den Kassierer. (lacht)