Leistungssport und Breitensport 

Der VfB Hüls wurde am 22. Juli 1948 als Eintracht Lippe von Mitarbeitern der damaligen Chemischen Werke Hüls auf Betreiben der Werksleitung im Lager Süd gegründet. Hintergrund war die Feierabendgestaltung in den damaligen Wohnlagern. Die Leiter der Gemeinschaftsunterkünfte versuchten, über den Sport die meist jüngeren Männer „zu bändigen“. 1. Vorsitzender war Ludwig Ruhe.

Man baute im freiwilligen Arbeitseinsatz am Badeweiher einen Fußballplatz. Woher die notwendigen Materialien für diesen Platz bezogen wurden, ist bis heute nicht geklärt. Durch pfiffige junge Fußballer und noch pfiffigere Führungskräfte der damaligen CWH war in einer Zeit ständigen Mangels etwas entstanden, was wir heute feiern: den VfB 48/64 Hüls.

Am 1. Oktober 1948 wurde der junge Verein in den Fußballverband Nordrhein-Westfalen – einen Verband für das Bundesgebiet gab es nicht – aufgenommen.

Ein Problem musste noch gelöst werden. Es durften nur Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte beitreten. Das verhinderte zunächst den Aufbau einer Jugendabteilung. Erst nach Aufhebung dieser Bestimmung konnte Eintracht Lippe eine Nachwuchsabteilung melden.

Erster Jugendleiter wurde Meister Schwalbe. Nach einer im Kreis vielbeachteten Gründungsfeier, am 9. Januar 1949 im Feierabendhaus, unter den Gästen waren u.a. Direktor Dr. Baumann und die Bürgermeister des Amtes/Stadt Marl Baum und Heiland, begann der Spielbetrieb.

Die Trikots wurden aus den alten Fahnenbeständen des Werkes genäht. Alte Fahnen waren ja genug da. Das Problem bestand darin, die alten Hakenkreuze heraus zu waschen oder zu schneiden. Nachdem die ersten Schwierigkeiten gemeistert waren, wurde das erste Spiel gegen FC Nord (RE) mit 2:0 gewonnen. Hier möchte ich Ihnen einen Spieler vorstellen, der in dieser Mannschaft stand. Helmut Zeitner (91).

Mit der Übernahme des Vorsitzes durch Dr. Weichert und der Änderung des Vereinsnamens in „Verein für Rasenspiele 1948 Marl-Hüls e.V. (VfR)“ begann ein furioser Aufstieg des Clubs, der bereits im Jahre 1955 mit dem Aufstieg in die höchste Amateurklasse einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Aber man war nicht nur ein Fußballclub. Folgende Abteilungen wurden auf Betreiben der jeweiligen Werksleitung in den VfR aufgenommen. 

13. Mai 1952                      Gründung einer Boxabteilung

17. Dezember 1952         Gründung einer Hockeyabteilung

19. Januar 1954                Gründung einer Ruderabteilung (RC Marl im VfR)

17. Februar 1956              Gründung einer Gewichtheberabteilung 

Die Zeit zwischen 1955 bis zur Fusion mit SuS Drewer-Süd am 16.08.1976 war für die Fußballer ein ständiges Auf und Ab. Von der obersten Amateur- bis hin zur Kreisliga war alles dabei.

Da waren alle anderen Abteilungen sportlich wesentlich erfolgreicher. So ging aus der Ruderabteilung mit Klaus Riekemann und Jochen Berendes der damals weltweit beste Zweier hervor (EM 58 + 59). 1960 übertraf Klaus Riekemann als Olympiasieger von Rom im Deutschlandvierer natürlich alles.

Die Ruderer haben bei den Spielen 1972 mit Wolfgang Plottke im sogenannten „Bullenvierer“ nochmals eine Bronzemedaille feiern dürfen. Außerdem war er im Jahr zuvor Vizeweltmeister.

Auch aus unserer Gewichtheberabteilung entwickelten sich Deutsche Meister (B.Swejk) und viele Landesmeister (z.B. Arning).

Unsere Hockeyer spielten in dieser Zeit immer in den obersten Ligen. Aus ihnen entwickelten sich Nationalspieler (H.G. Bachmann) und Auswahlspieler für die Landesverbände. Der Stellenwert unserer Hockeyabteilung im Deutschen Hockeybund wird durch die Tatsache, dass in der Vergangenheit einige Nationaltrainer des DHB aus dem VfB kamen, bestätigt.

Ein Wort zu unserer Gymnastikabteilung. Hier treiben Sportler bis zum 90. Lebensjahr Sport. Das geht auch ohne großen Medaillensegen.

Mit der Fusion wachten auch unsere Fußballer wieder auf.  In den Jahren nach 1976 stiegen die Fußballer nach und nach wieder bis in die höchste Amateurklasse, damals die Oberliga Westfalen, auf. Die Krönung der fußballerischen Erfolgsstory war das Jahr 2000 mit der Erringung der Westfalenmeisterschaft. Tolle Trainer hatten wesentlichen Anteil an diesem Höhenflug (O. Thon, H. Erlhoff, M. Wölpper).

1992 durften die Ruderer einen Junioren-Weltmeister im Zweier (Oliver Rechta) feiern und die Gewichtheber den Weltmeister im Bankdrücken (Günther Wittkowski) bejubeln.

Der sportliche Höhenflug der Fußballer wurde erst durch ein gezieltes und großzügiges Sponsoring von Seiten des Werkes möglich. Als die Unterstützung der Fußballer zurückgefahren wurde, mussten diese aus finanztechnischen Gründen von der Oberliga in die Bezirksliga zurück. Dieser mutige Schritt war notwendig, um den gesamten Verein vor Schaden zu bewahren und wurde mit den heutigen Führungsleuten des Unternehmens (Evonik) abgestimmt und von diesen auch mitgetragen. 

Hoffnungsvolle Zukunft

Die Zukunft stimmt uns alle hoffnungsfroh. Die Fußballer haben wieder die Landesliga (Spielführer Gries) erreicht und können diese auch ohne finanzielle Sorge bestreiten.

Unsere Hockeyer sind im Damen- und Herrenbereich in Westfalen wieder ganz vorne zu finden. So hat unsere Mädchenmannschaft auf westdeutscher Ebene erneut sehr erfolgreich gespielt. Allerdings bleibt das Riesenproblem der Erneuerung der Platzanlage. Wenn es uns nicht gelingt, hier Abhilfe zu schaffen, geht eine bestens geführte Abteilung mit hervorragender Jugendarbeit kaputt. Leider sieht sich unsere Stadt außerstande, uns zu helfen. So ruhen die Hoffnungen, wie immer in allen Jahrzehnten, auf Hilfe aus dem Werk, nun auf Evonik.

Die Gewichtheber haben nach einer kurzen Flaute in neuen Räumen, finanziert durch Evonik Technology & Infrastructure, wieder zu alter Stärke zurückgefunden und werden uns hoffentlich in den kommenden Jahren wieder viel Freude bereiten. In diesem Jahr wurde J.Kasparek Deutscher Meister im Kreuzheben.

Unsere Boxer haben dank der Familie Niski stets hervorragender Sportler hervorgebracht, sie aber – leider –an finanzkräftige Staffeln abgeben müssen. Aus dieser Abteilung kamen Militärweltmeister (A. Schmidt) und mehrere Meister auf Landesebene.

Es sollte sich jeder Sportbegeisterte einmal beim Training vorbeischauen. Hier können viele, die von Integration sprechen, einmal sehen, wie das funktioniert. Hier wird Disziplin, Sportbegeisterung und Miteinander nicht nur gelehrt, sondern auch gelebt.

Viele unserer Sportler waren also auch für Deutschland international im Einsatz – und das sehr erfolgreich. Allerdings ist es eine Wesensart des Sports, sich nicht mit der Historie zu begnügen. Vielmehr steht die Zukunft für unsere jungen Sportler im Fokus.

Julian Risse steht bereits im Kader des Ruderverbandes, aus der Hockeyabteilung kommt ein Bundestrainer, die Gewichtheber entwickeln wieder Deutsche Meister und die Boxer liefern der Bundesliga weitere Talente. Die Jugendmannschaften im Fußball und Hockey werden darüber hinaus wieder überregional spielen.

Der VfB erneuert sich, mehr als 70 % unserer Mitglieder sind Jugendliche bzw. sind im Spielbetrieb (unter 27 Jahren).

Stolz sind wir auch auf die erfolgreiche Arbeit unserer Gymnastikabteilung. Hier wird Sport bis in hohe Alter getrieben. Was uns ganz besonders erfreut, ist die Tatsache, dass diese älteren Sportkollegen am Vereinsgeschehen sehr rege teilnehmen. Sie unterstützen jährlich mit einem ansehnlichen Betrag den vor Jahren eingeführten Riekemann-Preis, der jungen Sportlern verliehen wird, die sich im sportlichen und sozialen Umfeld des VfB verdient gemacht haben.

Der VfB 48/64 Hüls ist mehr als Fußball, und so soll es auch bleiben. Wir wollen weiter leistungsorientierte Sportler fördern, ohne den Breitensport zu vernachlässigen.