Anlässe für ein Benefizspiel haben immer eine tragische Vorbedeutung. Der VfB Hüls musste letzte Woche erfahren, dass Alt-Herren-Spieler Sascha "Hupe" Piontek verstarb. Was sich dann aber innerhalb einer Woche und am frühen Samstagabend an Hilfsbereitschaft und Anteilnahme zeigte, war überwältigend. Gut 150 Zuschauer weilten dem Spiel der Alt-Herren des VfB und einer Alt-Herren Stadtauswahl bei, zeigten ihre Anteilnahme und verabschiedeten Sascha würdig.


Der 1.ASC Marl sammelte auf dem Markt in Marl-Hamm Spenden (Foto: Tanja Walther)Ziel des Spiels war es, möglichst viele Spenden zu bekommen, um Saschas Familie in dieser schweren Zeit finanziell unterstützen zu können. Angefangen damit haben bereits am Samstagvormittag die Cheerleader des 1.ASC Marl auf dem Wochenmarkt in Marl-Hamm. Kurzfristig organisierte man dort eine Vorführung und sammelte am Rand Spenden. Den Erlös übergab dann die Verantwortliche Tanja Walther in der Halbzeitpause. "Für uns war es selbstverständlich, sowas zu machen. Sportvereine sollten sich helfen, wenn man sich helfen muss", so Walther. VfB-Pressesprecher Stefan Berger sah es nicht so selbstverständlich: "Unter den Fußballvereinen mag es so sein, aber der 1.ASC Marl kommt ja nun aus einer ganz anderen Sportart. Von daher ist der Einsatz der Gruppe gar nicht hoch genug anzurechnen." Auch wenn der 1.ASC Marl es als selbstverständlich ansah, so versprach Berger, den Cheerleadern demnächst eine große Plattform: "Wir werden sie, wenn es wieder etwas wärmer ist, mal zu einem Regionalligaspiel einladen. Am besten gegen Rot-Weiss Essen, wenn die Hütte auch ausverkauft ist. Dann können die sich vor 3.000 Zuschauern mal präsentieren. Das ist das Mindeste an Dank, was wir der Truppe zurückgeben können."

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Das Spiel war gut besuchtNeben dem Erlös aus dem Verkauf von Bier, Glühwein, Softgetränken und Würstchen, was allesamt gespendet wurde, gab es auch viele weitere Geldspenden in die bereitgestellten Spendendosen. U.a. die Alt-Herren-Abteilung des TSV Marl-Hüls übergab einen Umschlag, die Stadtauswahl sammelte noch einmal vor dem Spiel, Walter Dudler überreichte noch einen Umschlag vom Stadtsportverband. Dazu gab es eine große Würstchenspende von Uwe Schirrmeister, sowie gespendete Bierfässer vom Bürgermeister Werner Arndt, dem Ingenierbüro Haxter und Ingo Kühnelt vom SC Marl-Hamm. "Es gab ja auch noch einiges mehr an Spenden, aber nicht alle wollten genannt werden. Auch denen gehört unser größter Dank", so VfB-Alt-Herren-Obmann Carsten Huber. Ein Dank geht dabei auch an alle Zuschauer, die während des gesamten Spiels dafür sorgten, dass die Versorgungsstände reichlich zu tun hatten. "Was jetzt am Ende dabei herumgekomen ist, können wir noch nicht sagen. Aber ich denke, dass es weit über die Erwartungen hinaus ging. Wir können uns gar nicht oft genug bei allen bedanken", so der Kassierer der Alten-Herren, Jürgen Dressler. Selbst die erste Mannschaft schaute um kurz nach 17 Uhr nach der Ankunft aus Kray geschlossen vorbei und einige Spieler blieben sogar fast bis zum Ende im Klubhaus weit nach dem Spiel.

Olaf Gröner (links) und Walter Dudler übernahmen die Organisation bei der StadtauswahlGanz tolle Arbeit übernahmen bei diesem Spiel auch der Fußballfachwart der Stadt Marl, Walter Dudler, sein Stellvertreter Klaus Müller und der Obmann der Alten-Herren des FC Marl, Olaf Gröner. Sie übernahmen kurzfristig die Organisation, was die Stadtauswahl anging und bekamen auch eine tolle Truppe zusammen. Dudler holte nach dem Spiel auch noch einmal beide Mannschaften in der Kabine der Stadtauswahl zusammen und richtete dabei noch einmal tolle Worte an beide Mannschaften und die Organisation, aber er fand auch schöne und nachdenkliche Worte dabei für Sascha Piontek. Er zeigte auch den tollen Zusammenhalt des gesamten Alt-Herren-Fußball in Marl auf. "Klar, auch ein großer Dank an alle aus der Stadtauswahl, an Dudler, Müller und Gröner, sowie alle anderen Mannschaften, die am Rand vertreten waren. Für uns als VfB Hüls wäre es auch selbstverständlich zu helfen, wenn man unsere Hilfe braucht. Wir wollen aber mal alle hoffen, dass wir auch solchen Gründen nicht mehr so schnell wieder Fußball spielen", so Berger. Walter Dudler dazu: "Der Tod gehört zum Leben dazu. Aber wenn ein Mensch so jung von und für alle unerwartet uns geht, dann ist es schon sehr traurig und die Sache, die heute so stattfand, damit absolut gerechtfertigt."

Der Einlauf der beiden MannschaftenAls Stadionsprecher stellte sich Ex-VfB-Stadionsprecher Carsten Schwarma sofort zur Verfügung. Er kannte selber Sascha auch persönlich und so war es für ihn Ehrensache. "Bei Carsten muss man wissen, dass er eigentlich alle Regionalligaspiele der ersten Mannschaft, vor allem auswärts, sehen wollte. Das hatte er auch bis dato geschafft. Wegen dem Spiel verzichtete er aber auf eine Reise nach Kray. War vielleicht auch besser so", erzählt Berger, angesichts der 0:2-Niederlage der ersten Mannschaft. Schwarma machte einen tollen Job. Die Musikauswahl war angemessen. So gab es u.a. eine spezielle Version von "You'll never walk alone" zu hören, ebenso wie die Dire Straits mit "Walk Of Life". Zwar Stadionmusik, aber irgendwie auch mit tiefen Hintergrund. Als die beiden Mannschaften unter "Conquest Of Paradise" hinter Schiedsrichterin Sarah Przybylski aufliefen, wurde es richtig still am Badeweiher.

 

Die Schweigeminute

 

Die beiden Mannschaft nahmen Aufstellung zur Schweigeminute am Mittelkreis. Schwarma las dazu folgenden Text vor: "Liebe Fußballfreunde. Letzte Woche verstarb plötzlich und unerwartet unser Fußballkamerad Sascha "Hupe" Piontek. Wir sprechen der Familie, den Freunden, den Vereinskameraden und allen, die ihn kannten, unser tiefstes Mitgefühl aus. Gleichzeitig möchten wir uns für die große Anteilnahme und Hilfsbereitschaft aus der ganzen Marler Fußballfamilie bedanken. Der VfB Hüls möchte ihn heute dort verabschieden, wo einer seiner Mittelpunkte war. Auf dem Fußballplatz. Gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden, alten Weggefährten und Gegnern. Wir möchten Sie nun um eine gemeinsame Schweigeminute bitten." Als die vorbei war, dröhnte sofort "Zombie Nation" von Kernkraft 400 aus den Boxen. Das Lied, wozu Schalke immer nach der Halbzeit aus der Kabine kommt. "Sascha war großer Schalke-Fan. Jeder der ihn kannte weiß, dass es mit dem Abschluß der Schweigeminute nun auch gut gewesen sein sollte. Genauso hätte Sascha es auch gewollt", erklärte sein Mannschaftskamerad und Freund Patrick Schwalm, da sich vielleicht der eine oder andere Zuschauer über die plötzlichen "harten Töne" gewundert hat.

Sven Scherdel und Renè Rembowitz im ZweikampfFußball wurde dann auch noch gespielt. Die Stadtauswahl gewann am Ende mit 2:0 (1:0), wobei auch der VfB durchaus die eine oder andere Chance für ein Tor gehabt hätte. "Wir haben mit einer gemischten Mannschaft aus unseren Jungs und den Alten-Herren I gespielt. Dort war Sascha ja auch ab und an beim Training oder half mal aus. Zumal hatte er dort mit Christian Trapp ebenfalls einen sehr guten, privaten Freund", berichtet AH-II-Obmann Carsten Huber. "Ich hätte mir gewünscht, dass beide Mannschaften eher etwas mehr für die Zuschauer gespielt hätten. Aber so sind Alt-Herren-Fußballer. Sobald der Ball rollt, sind alle sehr ehrgeizig", lachte Spielführer Berger nach dem Spiel. Zugegeben, die Zuschauer mussten sich die Partie schon etwas schöntrinken und brauchten auch den Glühwein zum erwärmen. Die Jungs auf dem Platz hatten aber trotzdem ihren Spaß. Toll war, dass in der Stadtauswahl u.a. Leute Berücksichtigung fanden, die früher mal selber mit Sascha in einer Mannschaft spielten und verhältnismäßig oft gegen ihn gespielt haben. "Ich habe noch wie doof auf die Schiedsrichterin eingeredet, dass sie so lange spielen lassen soll, bis wir auch noch ein Tor machen, aber da war die knallhart", so Torwart Berger, der sich in den letzten Minuten noch einmal als Stürmer einwechseln ließ. David Piorunek, Spieler der ersten Mannschaft, fand es lustig, seinen Pressesprecher so zu sehen: "Ich dachte erst, was der zweite Ball denn da auf dem Feld macht!? Der hat es echt geschafft, in knapp 10 Minuten keinen einzigen Ball zu bekommen. Der soll nochmal schlecht über uns schreiben." Ein Spruch, der auch von Sascha hätte kommen können. Nach dem Spiel ging es dann für viele Zuschauer und die beiden Mannschaften noch im Klubhaus am Stadion bis in die späten Abendstunden weiter. Gemeinsam erinnerte man sich noch einmal an die vielen Geschichten von und mit Sascha. Gelacht wurde dann auch viel. So wie er es auch nicht anders gemacht hätte und so, wie er es sich bestimmt auch gewünscht hat.

Wir danken an dieser Stelle noch einmal recht herzlich allen Spendern, Zuschauern, Spielern, Helfern und Organisatoren für diesen schönen Abend, auch wenn er einen traurigen Anlass hatte. Ihr alle habt unsere Erwartungen weit übertoffen, Eure Anteilnahme war überwältigend. Herzlichen Dank im Namen des VfB Hüls und der Familie von Sascha.

Die beiden Mannschaften

 

Herzlichen Dank auch an dieser Stelle bei Ralf Deinl, Lisa Haselbach und Tanja Walther für die Fotos.

 

Wir werden dich nie vergessen